„Das Schloss“. Frankfurter Rundschau, 21. Februar 2005

Veröffentlicht von Thomas am

VON PETER MICHALZIK

Tom Stromberg hat sich ein Haus gekauft. Es liegt zwischen Hamburg und Berlin, eine Stunde vom Hackeschen Markt, ist 200 Jahre alt, hat 22 Zimmer, einen Portikus mit ionischen Säulen, links davon fünf große hohe Fenster, rechts davon fünf große hohe Fenster und darüber auch noch vier große hohe Fenster: Wahnsinn! Wofür dieses Schloss gut sein sollte, wusste auch Stromberg bis vor kurzem auch nicht. Aber egal, bis zum 25. Juni hat er, Intendant des Deutschen Schauspielhauses, den Hamburgern Theaterwahnsinn versprochen, dann ist seine Intendanz zu Ende. Und dann könnte der Wahnsinn ja woanders weitergehen.
Irgendwann kam Peter Zadek, der bald achtzig werdende Theaterbeschwörer, wieder ins Hamburger Schauspielhaus und machte zwischen Hamburg und Berlin Station. Da verstanden sich zwei, die sich niemand als Paar vorstellen konnten, so gut, dass sie unter Hinzunahme von Antje Landshoff-Ellermann die „my way production“ gegründet haben. Die wird im Jahresrhythmus drei große Shakespeareproduktionen herausbringen. Los geht’s mit Was ihr wollt im September nächsten Jahres. Zadek sagt, dass sich so sein Kindertraum verwirkliche: Mit dem Zirkuswagen herumfahren, mit eigener Truppe, und Shakespeare spielen. Geprobt und produziert wird, wen wundert’s, in einem Schloss zwischen Hamburg und Berlin. Und es wunderte auch niemanden mehr, wenn Susanne Lothar, Eva Matthes und Angela Winkler bei der späten Familienzusammenführung endlich zueinander fänden. Dazu werden auf der Insel der Seligen junge, ausgebildete Theaterleute weitergebildet, sie werden an den „Shakespeares“ mitarbeiten und sie dürfen so viele freie Produktionen machen, wie ihnen einfallen.

Frankfurter Rundschau, 21. Februar 2005

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