„Jaaa, sehr schööööön …“ Abschied von Peter Zadek (1926-2009) Hamburger Abendblatt, 4. August 2009
Ex-Schauspielhaus-Intendant Tom Stromberg:
Peter Zadek hatte ein sehr ausgeprägtes Qualitätsbewusstsein. Ich erinnere mich an den Sommer 2006. Wir waren in unserem Gutshaus Streckenthin in Brandenburg, die Studierenden des ersten Jahrgangs der „Was ihr wollt“-Akademie – von Antje Landshoff-Ellermann, Peter Zadek und mir 2005 gegründet – hatten unter Anleitung von Bärbel Jaksch, der Dramaturgin von Peter Zadek, die Handwerkerszene aus dem „Sommernachtstraum“ geprobt und bereits vor den Honoratioren und Bürgern des Dorfes aufgeführt.
Jetzt sollte der Meister höchstpersönlich kommen – zur „Endabnahme“, natürlich open air. Es war Hochsommer, 38 Grad Celsius, eine echte Gluthitze. Zadek kam, natürlich im klimatisierten Wagen, ich stand mit einem riesigen Sonnenschirm bereit, Elisabeth Plessen und Peter Zadek zu einem schattigen Zuschauerplatz zu führen. Puck, Zettel, Schnock und die anderen begannen um ihr Leben zu spielen, 30 Minuten frisches, fröhliches, energetisches Theater von einer wilden jungen Truppe. Alle spielten ihr Bestes, bis kurz vor dem Hitzschlag. Ende der Szene, die Spieler fielen japsend zu Boden. Zadek schnaufte. Zadek wackelte mit dem Kopf. Zadek schaute zu Elisabeth. Und dann sprach er, in seiner berühmten, etwas nölenden Art: „Jaaa, sehr schööööön …“ Pause. „Aber das … und da … und hier etwas anders … und die Sprache … und …“ Und dann, die Sonne brannte gnadenlos, die Schauspieler waren am Verdursten und alle hingen gebannt an des Meisters Lippen, der finale Satz: „Macht das doch noch mal! Bitte!“
Abschied von Peter Zadek: Weggefährten, Kollegen und Freunde erinnern sich im Abendblatt an den großen Theatermann.
Hamburger Abendblatt, 4. August 2009