„Jan Plewka singt Rio Reiser“. Einführung zur DVD, April 2006
Rio ist für mich der größte, einfach unantastbar. Seine Songs sind frech, romantisch, aktuell und begeistern mich wie eh und je. Lange habe ich mich gefragt, wie man sie wieder live hören könnte. Dirk Ritz, damals der wunderbare Bassist am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg unter meiner Intendanz, hatte die Idee, den ehemaligen „Selig“- Sänger Jan Plewka die Songs singen zu lassen. Wir trafen uns, tasteten uns vorsichtig aneinander heran, da war etwas an Plewka, was mir gefiel für diese Rolle … Wir beschlossen einen Versuch: Jan Plewka singt Rio Reiser auf der Hinterbühne des Schauspielhauses, wenige Songs, erst a cappella, dann mit der Schauspielhaus-Band. Da saßen wir und hörten zu, erwartungsvoll bis skeptisch, ein paar Freunde, Schauspielerkollegen – und waren fassungslos, begeistert, berührt. Rio hatte eine neue Stimme.
Da war klar, wir machen einen Rio-Reiser-Abend im Schauspielhaus. Trotzdem eine schwierige Idee. Es sollte schließlich etwas Besonderes, Berührendes sein ohne kitschig zu wirken, ohne im bloßen Imitat hängen zu bleiben. Also fingen wir an zu arbeiten. Sahen Videos, hörten seine Musik. Einen Tag lang, dann nie wieder. Das war nicht der richtige Weg. Auf der Basis der ruhigen Songs entwickelten wir unsere eigene Herangehensweise, Rio Rio sein zu lassen und Plewka Plewka. Mit unseren heutigen Phantasien probierten wir eine Hommage an Rio, die ihn lustvoll ehrt ohne ihn platt zu kopieren. Schließlich wollten wir fürs Schauspielhaus mehr und anderes als ein bloßes Rockkonzert einer Coverband. Wir entwickelten also kleine Geschichten, ließen Sänger und Band theatral agieren. Wir bezogen den Raum mit ein, die Hinterbühne, den Schnürboden, die Drehbühne und über Video-Einspielung das ganze Haus. Und vor allem das Publikum. Plewka zog mit seinen Musikern durch die Zuschauerreihen, besang das weibliche Publikum, eroberte die Leute mit seinem Charme im Sturm.
Die Premiere war eine der großartigsten, die ich im Schauspielhaus erlebt habe, das Publikum ging total mit, war begeistert, außer Rand und Band und sprachlos zugleich. Als wir die Zuschauer zum rot ausgeleuchteten riesigen barocken Zuschauerraum drehten und sie dort Plewka mit seiner Gitarre stehen sahen, klein und allein … ein großer Moment.
Diese DVD kann natürlich das Live-Erlebnis nicht ersetzen, aber sie gibt einen Eindruck von diesem wunderschönen Abend und lässt die Zahl der Rio-Fans und der Plewka-Fans ins Unendliche steigen. Da bin ich mir sicher. Und das ist gut so.