„Alles muss man selber machen. Globalisierung in 20 Lektionen“. Impulse Festivalheft 2003
In: „Impulse“ Festivalheft 2003
Tom Stromberg
Von und mit Marion Baumgartner, Matthias von Hartz, Bernadette Hengst, Tanja Krone, Claudia Wiedemer, Martina Stoian, Steffen Dost, Jochen Roller
Eine Produktion von Matthias von Hartz und den Sophiensælen in
Koproduktion mit FFT Düsseldorf und dem Europäischen Zentrum der Künste. Realisiert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds.
Die Zuschauer sitzen vor gestapelten Bananenkisten und stimmen als WTO-Konferenz über Fragen der Wasserprivatisierung ab, sie haben endlich mal Gelegenheit, miteinander stabile Menschenketten für Demoeinsätze zu erproben, sich über Wirtschaftstheorien zu informieren und gemeinsam darüber zu entrüsten, dass sich Konzerne der Industrienationen den allergrößten Teil tropischer Pflanzen durch Patente unter den Nagel reißen.
Was ist „Alles muss man selber machen“: Ist das politisches Theater? Die „Sendung mit der Maus“ für Große? Eine Protestshow? Performance-Lecture nennt man gerne solche Veranstaltungen, die theatrale Elemente mit Wissensvermittlung verbinden. Sicher ist: Hier geht es um Politik zum Anfassen und Selbermachen. Oder?
Wenn die drei Moderatoren, die Sängerin Bernadette Hengst, der Tänzer Jochen Roller und die Schauspielerin Claudia Wiedemer durch den Abend führen, ist es unmöglich, sich wie gewohnt im dunklen Raum zurückzulehnen. Aktivismus ist gefragt. Das verunsichert, macht albern, ist erkenntnisfördernd. Und verbindet. Selten entwickelt sich bei einem Theaterabend ein solches Gefühl von Gemeinsamkeit. Das hängt ganz wesentlich damit zusammen, dass in diesem Theaterkonzept weder ein Stück noch der Regisseur im Zentrum des Abends stehen.Seine Machtabgabe überlässt nicht nur den Schauspielern eine ungewohnt große Verantwortung für den Abend, sie macht auch die Zuschauer zu wichtigen Mitgestaltern.
Matthias von Hartz, Theaterregisseur und Ökonom, will mit seinen Produktionen (u. a. „go create™ resistance“ am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und „veto! Ein Globalisierungsgegner Trainingscamp“ am Luzerner Theater) informieren, in Bewegung bringen, erfahrbar machen, was es heißt, in einer zunehmend globalisierten Welt zu leben.
Ist das Theater? Alles muss man selbst entscheiden!