„Fragen von Theater heute im Jahrbuch 2001“. FAZ.NET, 5.Juni 2001

Veröffentlicht von Thomas am

1. Was hat Sie am neuen Ort am meisten überrascht?

Scholle Finkenwerder Art – Besserwisser – Ebbe und Flut – Verrat im eigenen Haus –

herrliches Wetter: nur 197 Regentage, aber 272 Theatertage – und ganz Hamburg sagt immer unser Schauspielhaus.

2. Welchen Fehler würden Sie nicht noch einmal machen wollen?

Ich habe die Kunst unterschätzt. Gewaltig, mit welcher Wut, aber auch welchem Enthusiasmus Publikum und Kritik auf „Ein Sturm“ von Jan Lauwers und „The Show must go on!“ von Jérôme Bel bei uns im Haus reagieren! 

Theater schafft Emotionen! Theater ist Interaktion. Dies sollten sich alle Theaterleute täglich vor Augen führen.

Und volles Risko fahren.

Wir haben alles anders gemacht, den Leuten gesagt: Hier, das ist unser Angebot! Aber ich glaube auch, dass die Zeit vorbei ist, in der das Publikum mit den vielbeschworenen „Irritationen“ weiterhin allein gelassen werden sollte. Wir hatten Bedenken, vermittelnde Veranstaltungen anzubieten, weil sie schnell in eine Bevormundung des Publikums abrutschen könnten. Aber die neueren Kunstentwicklungen im Theater oder auch in der Bildenden Kunst verlangen nach Kommunikation und Austausch. Die Vermittlungsfrage stellt sich ganz anders und tritt aus der pädagogischen Ecke heraus.

Und ansonsten: Alle Fehler muss man machen – immer wieder. Geht leider nicht anders.

3. Welchen Fehler würden Sie ganz bestimmt noch einmal machen wollen?

Alle.

4. Was würden Sie an Ihrem Theater gern ganz anders machen, wenn Sie nur könnten?

Schauspieler verwöhnen bis zum Überfluss – noch mehr Liebe geben – Premiere in der Pförtnerloge – Leute von der Straße weg zum Theaterbesuch verführen – das Schauspielhaus an den FC St. Pauli vermieten – Feste feiern – ein Musical für fünf Zuschauer – vielleicht zwei neue Bars?

5. Worauf führen Sie Ihren Erfolg zurück?

– Welchen?

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